Nachbericht zu: „Heisse Sache – Herausforderungen Klimawandel, auch im Bregenzerwald“

24.10.2018 15:06

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Eine Veranstaltungsreihe mit Prof. Dr. Kromp-Kolb in der KLAR! Region Vorderwald-Egg, in Kooperation mit dem e5 Teams Hittisau und den Weltläden in Egg und Hittisau, am 9 und 10. Oktober 2018  

Heiße Sache - Herausforderung Klimawandel auch im Bregenzerwald
Die Folgen des Klimawandels sind düster, wir müssen sofort handeln und es gibt zum Glück auch Hoffnungsansätze sind die Kernaussagen der Veranstaltung mit der renommierten Klimaexpertin Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb von der BOKU in Wien.
Auf Einladung des e5 Teams Hittisau, der Weltläden Egg und Hittisau und der Klar! Klimawandel-Anpassungsmodellregion Vorderwald-Egg stand mit einer großen Zahl von Partnerorganisation das Thema „Herausforderung Klimawandel“ in einem voll besetzten Ritter-von-Bergmann-Saal in Hittisau im Mittelpunkt. Die Professorin Helga Kromp-Kolb ging auf die Klimaentwicklung in der Vergangenheit und die Szenarien der Zukunft ein. Lag die Konzentration vom CO2-Gas in den vergangenen 600.000 Jahren bei etwa 280ppm (parts per million) liegt dieser Wert heute bei über 400ppm. Und diese Zunahme der Treibhausgase ist der Hauptfaktor für die Klimaänderung. Wir haben heute weltweit etwa ein Plus von 1,07 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Im Alpenraum in Österreich fällt dieser Wert aufgrund des Fehlens der Ozeane mit +2,3 Grad Celsius deutlich höher aus. Ozeane haben eine ausgleichende Wirkung. Sie schwächen die Erwärmung ab, aber gleichzeitig hält die Erwärmung auch länger an.

Düstere Szenarien
Wenn wir so weitermachen wie bisher müssen wir mit sehr dramatischen Folgen rechnen. Weltweit gibt es massive Auswirkungen auf die Ernährung, den Wasserhaushalt, die Ökosysteme, den Meeresspiegel und die Zunahme von Extremereignissen. Wenn in den Wettersystemen sogenannte „Kipppunkte“ erreicht werden, wird es ganz schwierig. Prozesse werden gestartet, die nicht mehr kontrolliert oder gestoppt werden können. Die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Folgen sind katastrophal. Allein die Auswirkungen des derzeitigen Dauerthemas „Flüchtlingsströme“ sind unvorstellbar. Investitionen in den Klimaschutz sind um ein vielfaches günstiger als mögliche Folgekosten von Schäden und für deren Sanierung. Die Friedenssicherung und Verhinderung von Flüchtlingsströmen sind alleine schon Gründe für aktive Klimaschutzmaßnahmen.

Vorarlberg auch betroffen
Vom Klimawandel ist natürlich Vorarlberg auch betroffen. Mit solchen trockenen Sommern wie heuer müssen wir in Zukunft vermehrt auskommen. Es gibt zwar immer natürliche Schwankungen im Klima mit trockeneren/feuchteren und wärmeren und kühleren Jahren, die Erwärmung ist aber auch bei uns seit den 70er Jahren systematisch. Die Gesamt-Jahresniederschlagssummen scheinen sich bei uns nicht sehr stark zu ändern.  Allerdings müssen wir auch mit vermehrten Trockenperioden und steigenden Hitzetagen (> 30 °C) auskommen. Probleme machen bei uns auch die Zunahme von Extremereignissen, wie Gewitterstürme oder Hochwassersituationen mit Überschwemmungen oder Muren. In den Waldökosystemen kommt die Fichte immer mehr unter Druck. Mischwaldbestände müssen heute begründet werden, damit die Bestandesstabilität in 50 bis 100 Jahren gegeben ist.

Maßnahmen
Im internationalen Klimaschutzabkommen von Paris wurde das Ziel der maximalen Erwärmung von weltweit maximal plus 2 Grad vereinbart. Im neusten IPCC Bericht wird dringende empfohlen, die Erwärmung auf maximal plus 1,5 Grad zu begrenzen, damit die Folgen der Änderung besser verkraftbar werden. Helga Kromp-Kolb ging im Vortrag auf die möglichen Maßnahmen ein. Einerseits müssen die erneuerbaren Energien weiter stark ausgebaut werden und anderseits muss die Energieeffizienz noch massiv gesteigert werden. Wenn wir den CO2 Ausstoß in Österreich nicht effizienter reduzieren, müssen wir nach Klimaschutzabkommen bereits im Jahre 2030 bei einem Nullausstoß von CO2 sein. Wir müssen aber auch Vorkehrungen treffen, dass wir mit den schon heute unausweichlichen Folgen der Klimaerwärmung umgehen lernen. Diese Themen stehen im Fokus der der Klimaanpassungsregion Vorderwald-Egg.
Eine wichtige Maßnahme sieht Helga Kromp-Kolb darin, dass Investitionen in sinnvolles Ressourcenmanagement die leichtere Entscheidung sein muss. Klimaschonendes Handeln muss attraktiv und billiger werden als ein „weiter wie bisher“. Dazu brauchen wir entsprechende Rahmenbedingungen. Mit dieser leichteren richtigen Entscheidung können Verhaltensweisen großer Bevölkerungsschichten beeinflusst werden. Hier sind die politischen Ebenen bis zu jedem einzelnen gefordert sich umzustellen. Auch die Frage ist zu stellen, ob ein hoher Lebensstandard gleichzusetzen ist mit einer guten Lebensqualität. Hier brauchen wir schlussendlich einen Kulturwandel in der Zukunft. Wir sollten mit stark reduziertem Umgang der Ressourcen und Genügsamkeit noch etwas übrig lassen für unsere Kinder. Es sollen schließlich noch viele Generationen davon leben können.

Hoffnungspunkte
Erfreulich ist, dass mit den Klimaschutzdiskussionen Bewegung in die Systeme gekommen ist. Die erneuerbaren Energien nehmen weltweit zu und haben inzwischen in der Menge die fossilen Energie überholt. Sie nehmen nicht deshalb zu, weil sie gefördert werden, sondern weil sie wirtschaftlicher sind. Inzwischen ziehen Investoren aus fossilen Projekten in riesigem Umfang Geldsummen ab. In China werden laufend Kohlekraftwerke und in den USA Atomkraftwerke vom Netz genommen, weil diese nicht mehr wirtschaftlich sind. Das sind positive Entwicklungen, die Hoffnung geben, dass wir eine Änderung schaffen können.

Die Veranstaltungsreihe Anfang Oktober 2018 im Bregenzerwald mit Prof. Helga Kromp-Kolb war Anlass, in Expertenrunden, Schulen, mit Forstleuten, Unternehmern und der Bevölkerung die Diskussionen weiter anzustoßen. Es liegt an allen gemeinsam und jeder bzw jedem Einzelnen, die Klimaziele zu erreichen.

 

Bildnachweis
• Vortrag – Hittisau, Komp-Kolb – Hittisau, beide: Chr. Kees

Nähere Informationen zu KLAR! Vorderwald-Egg erhalten Sie bei
Dorothee Glöckle (Diplom-Agrarbiologin und Klimawandelanpassungsmanagerin)
Tel +43 676 408 58 60, E-mail senden
und unter www.would2050.at (im Aufbau)

24.10.2018